Obwohl du mit einem alten Wagen meist gemütlich daher cruist und nur selten kräftig in die Eisen gehst, ertönt irgendwann das unangenehme Quietschen der Bremsen. In solchen Fällen sollten schnell die Bremsbeläge, auch „Bremsklötze“ genannt, ausgetauscht werden, damit du weiter entspannt fahren kannst. Hier bekommst du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Wechsel der vorderen Scheibenbremsen.
Die Bremsen quietschen, wo kommt es her?
Unsere Scheibenbremsen – beim Ford Transit MK2 und MK1 sind sie nur vorne verbaut – funktionieren recht simpel. Die Bremsscheibe ist an der Radnabe befestigt und dreht sich während der Fahrt mit. Die Scheibenbremse selbst sitzt jedoch fest. Wenn du auf die Bremse trittst, bewegst du über ein hydraulisches System die Kolben der Bremse (beim Transit sind das zwei Kolben pro Rad). Die Kolben drücken auf die Bremsklötze und die Bremsbeläge werden an die Bremsscheibe gedrückt und verlangsamen dadurch die Fahrt. Je fester du drückst, desto stärker ist die Bremskraft.
Da beim Bremsen Material gegen Material drückt findet auch eine gewisse Abnutzung statt. Sowohl Bremsscheibe als auch Bremsbeläge nutzen sich mit der Zeit ab. Die Bremsbeläge sind jedoch wesentlich stärker betroffen. Die Bremsklötze bestehen aus einer Stahl- oder Gussplatte, auf der eine dicke Beschichtung aus dem bremsenden Reibmittel angebracht ist.
Ist das Material komplett oder teilweise abgenutzt, reibt nicht mehr der Belag auf der Bremsscheibe, sondern nur das blanke Metall der Bremsklötze. Die Folge: Ein lautes Quietschen, welches nicht nur unangenehm in den Ohren klingt, sondern im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich werden kann. Nämlich dann, wenn du die volle Bremskraft benötigst. Besser ist es deshalb, die Bremsbeläge frühzeitig auszutauschen.
Wann muss ich die Bremsbeläge wechseln?
An den meisten Fahrzeugen kannst du problemlos von außen die Bremsbeläge checken. Besonders wenn du offene Alufelgen hast, siehst du die Beläge von außen ganz deutlich. Doch selbst bei geschlossenen Stahlfelgen kannst du durch die Lücken erkennen, wenn die Bremsbeläge abgenutzt sind. Dafür benötigst du nur eine Lampe, mit der du durch die Lücken in der Felge die Bremse beleuchtest.
Für verschiedene Fahrzeuge gibt es verschiedene vorgaben, wann du die Bremsbeläge erneuern solltest. Sind nur noch zwei Millimeter Bremsbelag vorhanden, wird es in vielen Fällen allerhöchste Eisenbahn. Denn der Restbelag geht schneller ab, als man denkt. Außerdem reiben sich die Bremsbeläge nicht immer gleichmäßig ab, sodass es an einer anderen Stelle schon viel übler aussehen kann. Quietschen und nachlassende Bremskraft sind die spürbaren Folgen – genauso wie die Beschädigung der Bremsscheibe.
Reibt nämlich Metall auf Metall, ziehen sich tiefe Furchen in die Bremsscheibe, welche ihre Leistung beeinträchtigen. Wenn du den Wechsel der Bremsbeläge zu lange aufschiebst, kann es sein, dass sogar eine neue Bremsscheibe angebaut werden muss. Im Gegensatz zu den günstigen Bremsbelägen, ist das eine wesentlich teurere Anschaffung. Es lohnt sich also auch finanziell, die Bremsbeläge rechtzeitig zu wechseln. Schließlich ist der Austausch kein großer Aufwand.
Anleitung zum Wechseln der Bremsklötze
Obwohl es verschiedene Bremssysteme gibt, sind die grundsätzlichen Schritte beim Erneuern der Bremsbeläge gleich:
- Auto aufbocken und Rad abbauen
- Bremskolben reinigen
- Alte Bremsbeläge entnehmen
- Bremsen von Schmutz befreien
- Neue Bremsbeläge einbauen
- Rad anschrauben
Für den Austausch der Bremsklötze benötigst du folgendes Werkzeug:
- Wagenheber und am besten einen Bock
- Radkreuz / Kreuzschlüssel mit passender Nuss
- Neue Bremsbeläge und ggf. neuer Einbausatz
- Rohrzange
- Schraubenzieher
- Feile
- WD-40 oder Caramba
- Etwas Fett
Im Folgenden erfährst du im Detail, wie der Wechsel der Bremsklötze an unserem „Monki“, einem Ford Transit MK2 mit 2-Kolben-Scheibenbremse, erfolgt. Den Austausch auf einer Seite haben wir in 30 Minuten erledigt. Beim ersten Mal hat es allerdings etwa eine Stunde pro Rad gedauert.
Auto aufbocken und Rad abbauen
Wichtig ist beim ersten Schritt vor allem, dass du die Radmuttern bereits im Stand löst und circa eine Umdrehung abschraubst. Je nachdem, wann und von wem die Radmuttern das letzte Mal angezogen wurden, brauchst du viel bis sehr viel Kraft, um sie wieder zu lösen. Ist dein Wagen schon angehoben dreht es sich mit, wenn du die Schrauben lösen möchtest. Außerdem kann es vom Wagenheber oder vom Bock fallen, wenn du tatsächlich mit aller Kraft an der Mutter reißt.
Achtung: Machen Autos, wie zum Beispiel der Ford Transit MK2, haben verschiedene Gewinde an den beiden Seiten, damit sich die Schrauben während der Fahrt nicht so leicht lockern. Rechts ist das Gewinde normal, links ist es ein Linksgewinde. Das bedeutet, du drehst das Gewinde im Uhrzeigersinn auf. Merkhilfe: Du muss auf beiden Seiten das Radkreuz nach hinten ziehen.
Ich selbst habe einen „Wheel Wrench“ aus dem portugiesischen Baumarkt komplett zerstört und konnte nur mit einem Radkreuz und dem Einsatz meines gesamten Gewichts alle Schrauben lösen.
Achtung: Wenn du das Radkreuz mit den Händen ziehst und den Füßen drückst, muss es festsitzen. Fällt es runter, kann deine Hand zwischen Boden und Metall eingequetscht werden, während du mit deinem ganzen Gewicht darauf stehst.
Sind alle Schrauben leicht gelöst, kannst du den Wagen anheben und sie vollständig abschrauben. Vergiss auf keinen Fall, die Handbremse zu ziehen, wenn du den Wagen anhebst. Ich habe zur Sicherheit einen Bock unter die Achse gestellt und den Wagen darauf abgelassen. Manche Leute lassen den Wagen auf dem Wagenheber und stellen einen Bock als zweite Sicherung drunter. Achte in jedem Fall auf den stabilen Stand. Wenn der Wagen ohne Reifen auf die Bremsscheibe kracht, sieht es düster aus. Liegst du noch zusätzlich unter dem Auto, sieht es rabenschwarz aus.
Anschließend kannst du alle Radmuttern lösen und das Rad vorsichtig abnehmen.
Bremskolben reinigen
Dreh dein Lenkrad so, dass du die Bremsen von vorne sehen kannst. Das erleichtert die Arbeit enorm. Die Bremsklötze sind nach vorne hin durch zwei Stifte mit Klemmen gesichert. In der Mitte siehst du die Bremsscheibe, gegen welche die Bremsbeläge beim Bremsen von den Kolben gedrückt werden.
Tipp: Mache ein Foto von deinen Bremsen. So kannst du beim Einbau der neuen Bremsbeläge sicher sein, dass alles so sitzt wie vorher. Generell helfen Fotos bei allen Arbeiten, den Wagen wieder so zusammen zu setzen, wie er vorher war.
Die Kolben dürften bei abgefahrenen Bremsen sichtbar (und vor allem dreckig) sein. Die Reinigung erfolgt am besten, während die Stifte und Klemmen noch an der Bremse sind. Sie ist jedoch auch nach dem Ausbau möglich.
Achtung: Bevor du an der Bremse herumdrückst, solltest du den Bremsflüssigkeitsbehälter öffnen. Ansonsten kannst du beim Zurückdrücken der Kolben die Membran des Behälters beschädigen.
Mit einer Rohrzange kannst du nun vorsichtig versuchen, die Bremsbeläge nach außen zu drücken. Dadurch drückst du die Kolben zurück in die Bremse und reibst den Dreck ab, welcher sich an ihnen abgelagert hat. Kannst du die Bremsbeläge nicht zurückdrücken, solltest du ein wenig WD-40 oder Caramba an den Kolben sprühen. Pass aber darauf auf, dass du die Bremsscheibe nicht versaust. Mit WD-40 auf der Scheibe bremst es sich bekanntlich nicht so gut.
Tipp: Was immer du am Auto machst, du solltest immer eine Dose WD-40 in der Nähe haben. Festsitzende Schrauben, quietschende Scharniere oder verdreckte Kabelenden. WD-40 ist das Maggi für’s Auto: Es rettet jede Reparatur. Am besten sind für mich die Flaschen mit einem kleinen „Strohhalm“ am Sprühkopf. Damit kommst du in jede Ecke und versaust nicht gleich die ganze Umgebung.
Solltest du den Kolben immer noch nicht mit der Zange hineindrücken können, kannst du auch ein wenig mit einem stabilen Schraubendreher hebeln. Sei nur vorsichtig, dass du dir keine Kerben in die Bremsscheibe haust.
Das Ganze machst du auf beiden Seiten der Bremse. Ist der Kolben auf beiden Seiten komplett in der Bremsanlage verschwunden, trittst du nun ein paar Mal aufs Bremspedal, sodass die Beläge wieder an der Scheibe anliegen. Und es geht wieder von vorne los. Nach drei Wiederholungen, dürfte sich der Dreck allmählich von den Kolben abgelöst haben und du siehst sauberes Metall. Nach jeder Wiederholung solltest du außerdem feststellen, dass sich der Kolben wesentlich leichter zurückdrücken lässt.
Alte Bremsbeläge entnehmen
Ein wirklich simpler Schritt: biege die Metallstifte am Ende mit einer Zange oder einem Schlitz-Schraubendreher gerade und ziehe Sie aus der Bremse. Plopp, die Fixierung fällt heraus und du kannst die alten Bremsbeläge entnehmen. Jetzt siehst du auch genau, wie es tatsächlich um die Bremsbeläge steht.
Anekdote: In unserem Fall war die Innere Seite der linken Bremse sehr stark abgenutzt, wohingegen die Bremsbeläge am rechten Vorderrad noch mehr als zwei Millimeter Belag draufhatten. Deshalb: Genau gucken und frühzeitig wechseln. Wir haben das Problem erst durch das Quietschen bemerkt und mussten in Portugal einige Tage am Campingplatz auf die neuen Bremsklötze und den Einbausatz warten müssen, obgleich dank des guten Services von Motomobil die Lieferung ziemlich schnell erfolgte.
Bremsen von innen reinigen
Wenn du die Bremsklötze entnommen hast, wirst du in der Regel feststellen, dass es im Inneren der Bremse scheußlich aussieht. Zeit, hier aufzuräumen. Nicht nur, damit sich die Verschmutzung nicht unendlich fortsetzt, sondern vor allem, weil die neuen Bremsbeläge ansonsten nicht in die Bremse passen.
Zur Reinigung nimmst du dir eine Feile, mit welcher du das Innere von dem Schmock befreist. Du musst hier nicht päpstlicher sein als der Papst, aber der gröbste Dreck muss ab – oben und unten. Pass auf, dass du dir keine Kerben in die Bremskolben haust.
Neue Bremsbeläge einsetzen
Beim Ford Transit MK2 unterscheiden sich der linke und der rechte Bremsklotz an einer Bremse nur durch einen kleinen Haken an der Unterseite. Falls deine neuen Bremsklötze nicht in die Bremse passen, gibt es daher zwei Möglichkeiten: Entweder musst du noch einmal mit der Feile ran, oder du hast die Bremsklötze falsch eingesetzt.
Passen die Bremsklötze in die Lücke, solltest du sie nicht direkt befestigen, sondern die oberen und unteren Laufflächen noch einmal mit etwas Spezialfett eincremen. Nicht zu stark, sondern nur so leicht, dass die Bremsklötze später geschmeidig drüber hinweggleiten können. Es darf ebenfalls kein Fett auf die Laufflächen der Bremsklötze oder auf die Bremsscheibe gelangen.
Danach geht es wieder an die Befestigung. Setze die Bremsklötze ein und lege die Klemme deines neuen Einbausatzes darauf. Die längere Seite der Klemme (markiert mit einem Loch) zeigt Richtung Bremsklotz-Mitte. Nun schiebst du den Stift von außen nach innen durch das vorgesehene Loch und die Führung in der Klemme. Das Ganze ist ein wenig Fummelarbeit. Du musst die Klemme mit dem Finger hinunterdrücken, damit der Stift darüber geführt werden kann.
Besonders bei der zweiten Klemme wird es noch ein wenig anstrengender. Sitzt der Bremsklotz nicht perfekt, musst du ihn gegebenenfalls mit sanften Hammerschlägen verschieben, bis die Führung der Klemme an der Richtigen Position ist und du auch den zweiten Stift hindurchschieben kannst. Gegebenfalls kannst du ihn mit einer Zange vorsichtig durch das Loch hindurchdrehen, falls er sich verkantet hat.
Anschließend biegst du die langen Enden der Befestigungsstifte wieder um: Zuerst mit deiner Zange, indem du sie knickst. Anschließend nimmst du das angeknickte Ende mit der Rohrzange und biegst es weiter um, indem du die Bremse als Widerstand benutzt. Drücke mit einem festen Gegenstand gegen das Runde Ende des Stiftes, damit der Stift so fest wie möglich sitzt. Fertig ist die Bremse!
Teste ob sich die Bremsbeläge fest an die Scheibe drücken, wenn du ins Bremspedal trittst. Wenn du das Bremspedal loslässt, solltest du die Bremsscheibe an den Radschrauben wieder mit etwas Ruck drehen können. Dass ein leichtes, schleifendes Geräusch ertönt, ist kein Problem. Hauptsache, die Scheibe lässt sich drehen.
Rad anschrauben
Nun geht es wieder an das Rad. Dabei funktioniert der Anbau umgekehrt wie der Abbau. Zunächst hängst du das Rad wieder an die Achse und ziehst die Radmuttern fest. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass du die Muttern gleichmäßig anziehst. Das bedeutet: Allmählich die gegenüberliegenden Muttern anziehen, damit der Druck gleichmäßig verteilt wird und das Rad gut an der Achse sitzt. Zieh die Radmuttern mit dem Radkreuz so fest wie möglich und halte dabei den Reifen fest (mit dem Fuß oder der anderen Hand).
Tipp: Bist du nicht alleine, kann dein Assistent oder deine Assistentin sich auch in das Auto setzen und die Bremse drücken. Dann dreht sich der Reifen nicht mit.
Dann lässt du den Wagen wieder vom Bock, indem du ihn mit dem Wagenheber anhebst und den Bock wegnimmst. Anschließend kannst du den Wagenheber hinunterlassen und dein Auto steht wieder sicher auf dem Boden.
Jetzt noch einmal alle Muttern kräftig anziehen. Ich benutze einen Drehmomentschlüssel mit 145 Newtonmeter, damit die Muttern fest, aber nicht zu fest sitzen.
Bremsen vorsichtig einfahren
Herzlichen Glückwunsch! Du hast erfolgreiche deine Bremsen gewechselt. Wenn du auf beiden Seiten fertig bist, kannst du die Bremsen vorsichtig testen und einfahren. Wundere dich nicht: Zunächst kann es sein, dass du etwas weniger Bremskraft hast als gewohnt. Die Beläge müssen sich erst an die Rillen in deinen Bremsscheiben anpassen, um ihre volle Bremskraft zu entfalten. Mache ein paar Probebremsungen und gewöhne dich an die quietschfreie Erfahrung.
Nach ungefähr 50 Kilometern Fahrt solltest du außerdem deine Radmuttern erneut nachziehen. Die besten Bremsen nützen schließlich wenig, wenn dich dein Rad auf der Autobahn überholt.